Nach zwei Jahren konnte wieder ein Besuch in Uganda stattfinden. Gereist sind der erste Vorsitzende und seine Frau Hildegard. Wie immer führte der Weg mit Brussels Airlines von Berlin über Brüssel und Kigali nach Entebbe, dem internationalen Flughafen von Uganda. Im Gegensatz zu den vorigen Reisen war ein unglaublicher bürokratischer Aufwand nötig. Jedes Land, das angeflogen wurde, forderte eigene Gesundheits- und persönliche Daten, die vorher online erfasst werden mussten. Zum Glück waren sowohl unsere Autovermietung als auch alle Hotels in Betrieb.
Nach einer ersten Übernachtung im Flight Hotel in Entebbe, Kauf einer ugandischen Simkarte und Auftanken des Mietwagens ging es am Dienstag durch Kampala (2 Stunden) nach Bombo zur St. Peters Secondary School.
Dort wurden wir herzlich vom Direktor Ronald Mulundo empfangen und mit einem Mittagessen verwöhnt. Wir hatten 4 Laptops sowie mehrere LED-Lampen, eine Beamer-Lampe und Bausätze für Solar-LED-Lampen dabei. Dazu unten mehr.
Die ersten Gespräche drehten sich um den Ansturm von Schülern auf die Schule, es waren ca. 1700 Jungen und Mädchen da. Der Grund ist, dass viele Schulen den 85-wöchigen Lockdown des Schulwesens in Uganda nicht überlebt haben. Teils weil das Geld ausging, teils weil die Lehrer sich, da nicht vom Staat bezahlt, andere Tätigkeiten suchen mussten. Ronald berichtete, dass in Uganda in dieser Zeit mehr Menschen verhungerten als an Covid starben.
Die Menge der Schüler übersteigt die Möglichkeiten bei Weitem und so müssen in den nächsten Wochen 300 bis 400 Schüler wieder nach Hause geschickt werden. Das wurde vom Staat untersagt, so müssen alle bis Juni bleiben. Die Schule wird dann auf maximal 1200 Schüler ausgerichtet.
Dazu sind erhebliche bauliche Erweiterungen vorgenommen worden. Der in den letzten Jahren erstellte Schlaftrakt für die Mädchen erhielt eine weitere Etage, die durch eine ugandische Organisation bezahlt wurde. Vorgesehen wurde noch eine weitere, so dass das Gebäude dann 4-geschossig ist.
Das ursprünglich für Praktika errichtete Gebäude hinter der Mainhall wurde zu Klassenräumen umfunktioniert, die Wände sind nur provisorisch hochgezogen.
Die vorhandene Küche wurde nun zu klein und durch einen Erweiterungsbau ersetzt.
Er beinhaltet nun 10 Herde, nachdem die alte zusammen mit dem Provisorium nur 6 hatte.
Die Übernachtung erfolgte im Hotel Passion in Wobulenzi, wo wir ebenfalls herzlich begrüßt wurden.
Am Mittwoch stand dann die Erfassung der Ausgabebelege, die alle vollständig vorhanden waren und die Montage der Solar-Kits auf dem Programm. Die Idee ist dabei, daraus ein Business entstehen zu lassen. Die Bausätze stammen aus Deutschland von einem Ingenieur im Ruhestand, der den Verein „Licht für Afrika“ gegründet hat. So haben 8 Schüler des Physikkurses jeweils eine Lampe zusammengebaut und in Betrieb genommen. Nun wird geprüft, zu welchem Preis die Lampe verkauft werden kann, bei einem Kit-Preis von 15 Euro.
In der weiteren Zukunft der Schule werden wieder die Gebühren für die Prüfungen zur Herausforderung: Für die Abschlussklasse S6 sind bei 138 Schülern jeweils 215 000 UGX an das Erziehungsministerium zu zahlen, für die mittlere Reife, deren Anzahl in ähnlicher Größenordnung ist, 205 000 UGX. Das bedeutet umgerechnet in Euro nur für die Abiturienten 7 400 Euro. Das können sich die wenigsten Eltern leisten. LAP wird hier helfen.
Am Donnerstag fuhren wir nach Gulu in Norduganda. Leider zeigt die vor einigen Jahren gebaute Straße erste Verschleißerscheinungen und die völlig überladenen LKWs verzögerten das Vorankommen zusätzlich. Wir benötigten für 300 km 5 Stunden und wurden in unserem Hotel sogar wiedererkannt! Am Abend waren wir zum inzwischen traditionellen Abendessen bei Michael und Harriet Oloyi eingeladen, dem Direktor unserer Schule.
Am Folgetag führte die Fahrt nach Minja zur von LAP unterstützten Schule (Name der Schule nennen?). Der kürzeste Weg war wieder möglich, nachdem wir jahrelang einen Umweg fahren mussten, weil die Straße in einem unpassierbaren Zustand war.
Dort wurden wir herzlich durch ein Spalier der Schüler begrüßt.
Wir hatten ja im letzten Jahr eine Erweiterung der Schule zusammen mit dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit finanziert:
Den Bau von je einem weiteren Schlafsaal für Jungen und Mädchen nebst sanitären Anlagen, sowie von 11 Lehrerwohnungen.
Die Schlafsäle waren nötig, weil die Schulen in Uganda nun auf Beschluss der Regierung entweder reine Internatsschulen oder reine Tagesschulen sein müssen. Das ist auch der Grund dafür, dass in diesem Schuljahr kein Kindergarten eingerichtet wurde, da die Kleinen (ab 3 Jahre) nicht alle im Internat sein können. Zum Errichten dieser Gebäude wurden die baufälligen Rundhütten für die Lehrer abgerissen und die Schlafsäle dort erbaut.
Im Bild oben der erste schon bestehende Schlafsaal (graue Fassade), dahinter der neue Schlafsaal, beide Gebäude für die Mädchen, dahinter schwer zu erkennen in grau, die getrennten sanitären Einrichtungen für Jungen und Mädchen und dann der neue Jungenschlafsaal.
Hier im Bild links der neue Mädchenschlafsaal, dann die sanitären Einrichtungen für Mädchen links und Jungen rechts. Jeweils unzugänglich für die anderen …
An die neuen Schlafsäle schließt sich nach rechts der Fußballplatz an und am äußersten Ende wurden die 11 Lehrerwohnhäuser errichtet. Nun können alle Lehrer auf dem Gelände wohnen. Im Vordergrund ein Teil des Fußballplatzes und links die Ecke des neuen Jungenschlafsaals.
Da mittlerweile ein Schüler im Rollstuhl sitzt, wurden die Zugänge durch Rampen verbessert. Zugang zur Krankenstation links und zum Klassenraum rechts.
Zudem mussten alle Gebäude verputzt werden, was eine Forderung der Schulkommission war!
Auch der Platz je Schüler im Klassenraum wurde erhöht, so dass mehrere Klassenräume erweitert werden mussten. Man sieht die Kabel nun an der Decke, vorher liefen sie links an der Wand.
Am Samstag war das große Event mit einer Versammlung der ViWA-Frauen in Gulu auf dem Gelände der dortigen Kirche. Es kamen 500 Frauen zum Fest.
ViWA bedeutet Virtuous Women Association, es handelt sich um eine Microcredit-Organisation, die von Harriet Oloyi gegründet wurde. Mittlerweile nähert sich die Zahl der Mitglieder der1000er Marke. Die Arbeit erfolgt in 15 Gruppen über die Umgebung von Gulu verteilt.
Die Gruppe, nicht die einzelne Frau, haftet für die Rückzahlung der Kredite, die zwischen 20 und 50 Euro liegen. Jede dieser Gruppen hatte eine Aufführung vorbereitet, mit Tanz, Theater und Gesang.
Meine Frau sprach zu den Teilnehmern über Hannah (aus 1. Samuel, einem Buch des Alten Testaments der Bibel), während ich über Frauen in der Bibel sprach. Am Abend war dann noch eine zweistündige Sendung im Radio von uns über den „Verlorenen Sohn“ aus Lukas 15.
Am Sonntag gab es dann noch etwas Aufregung, da ein PCR-Test zum Verlassen des Landes erforderlich ist. Zum Glück konnten wir ihn am Flughafen noch durchführen, so dass wir nach einem Nachtflug über Brüssel wieder gut in Berlin ankamen.
Heinrich Becker
1. Vorsitzender L-A-P e.V.
Im März 2022
P.S.: Die Kosten der Reise wurden – wie immer – privat getragen.
P.S.S:
Wir hatten im Jahresbericht noch zugesagt, die finanzielle Situation von ViWA 2021 darzustellen:
Überwiesen wurden in 2021 insgesamt 2775 Euro.
Davon waren 1500 Euro zweckbestimmt zur Anschaffung eines Motorrads, um die Gruppen einmal die Woche besuchen zu können.
Das entspricht in Ugandischen Shilling: rund 11,4 Mio UGX
Es wurden 51 neue Kredite mehrfach ausgegeben.
Das kam zu den bereits im Umlauf befindlichen 102 Krediten hinzu.
Zudem wurden Ziegen und Hühner angeschafft.
Eine neue Spende in 2022 ermöglicht die Anschaffung eines Ochsen um das Pflügen, das bisher von Hand (!) erfolgte, den Frauen zu erleichtern.
Wir werden die Unterstützung in 2022 fortsetzen, um mehr Frauen einen Kredit geben zu können.