vom 10. bis 18. Februar 2020
Der Projektbesuch erfolgte durch die beiden Vorsitzenden des Vereins, Heinrich Becker und Wolfgang Bienert sowie den Mitreisenden Ulrich Meißner aus Büdingen und dem Ehepaar Christoph und Susanne Kleinert aus Frankfurt am Main.
Geplant waren wieder getrennte Flüge von den Heimatflughäfen Berlin und Frankfurt/ Main mit Treff in Brüssel und der Weiterreise über Kigali/ Ruanda nach Entebbe in Uganda. Da wir Frankfurter 8 Gepäckstücke, davon 3 mit jeweils 32 kg mitnehmen wollten, trafen wir uns schon am Vorabend, um am Flughafen einen Vorabend-Check-in durchzuführen. Es sollte jedoch anders kommen. Wegen des angekündigten Wintersturmes SABINE wurden unsere Flüge kurzfristig aus Sicherheitsgründen annulliert und umgebucht. Für den 1. Vorsitzenden ging es über Paris und Nairobi/ Kenia nach Entebbe. Mit einigen Stunden Verspätung kam er mitten in der Nacht an. Wir anderen flogen zuerst nach Kuwait, dann nach Dubai und von dort nach Entebbe, wo wir mit einer Verspätung von 16 Stunden erst am Nachmittag des folgenden Tages völlig übermüdet – aber mit allen Gepäckstücken eintrafen. Das Auschecken am Flughafen verlief reibungslos und draußen wartete unser Auto zum Beladen.
Da der Tag schon weit fortgeschritten war, entschlossen wir uns, direkt in unser Hotel nach Wobulenzi zu fahren. Nach einer wohltuenden Nachtruhe fuhren wir am nächsten Morgen zur Schule in Bombo. Dort angekommen wurden wir herzlich vom Gründer und Schulleiter Roland Mulondo empfangen. Das neue Schuljahr, genannt Term I hatte gerade begonnen. Viele SchülerInnen waren schon anwesend, aber viele trafen nach und nach ein, um sich fürs neue Schuljahr einzuschreiben. Es war ein buntes Kommen und Gehen. Nach einer ersten Gesprächsrunde über die aktuelle Situation folgte ein ausgiebiger Rundgang über das Grundstück. Ich war überrascht, wie sehr sich das Gelände und damit auch die Funktionalität der Räumlichkeiten innerhalb von 3 Monaten nach unserem letzten Besuch verändert hatte.
Schon im letzten Jahr hatte die Schulkommission, die auch für die Erteilung der Lizenz zuständig ist gefordert, dass in den Schlafsälen die Dreistockbetten gegen Zweistockbetten auszutauschen sind und auch der Abstand der Betten zueinander vergrößert werden muss. Das bedeutete in der Konsequenz die Erstellung eines Neubaus. Auf einem am Hang gelegenen Freigelände hinter den ehemaligen Schlafsälen der Mädchen, das im Oktober 2019 noch nicht gerodet war, ist nun der Neubau teilweise schon fertiggestellt. Die Form gleicht einem U und aufgrund der Hanglage ist es im oberen Bereich eingeschossig und am unteren Ende dreigeschossig. Eine unglaubliche Baustelle, die so ausgelegt ist, dass man noch ein weiteres Stockwerk daraufsetzen kann. Die Schlafsäle sind schon in Betrieb und die alten Schlafsäle werden nun umgebaut zu weiteren Klassenzimmern, was bedeutet, dass hier Zwischenwände eingezogen werden. Es gibt nun auch eine Bücherei und der Unterrichtsraum für das Fach Chemie ist fertiggestellt.
Die Abschlussklasse des letzten Jahres hat in ihren Ferien begonnen, einen Speisesaal zu bauen, auf eigene Kosten. Die Fertigstellung des Dachs ist für die nächsten Ferien vorgesehen!
Nach diesem Rundgang, der uns alle in Erstaunen versetzte, gab es ein Mittagessen, das die Küche zubereitete und weitere Gespräche sowie die Übergabe der Belege, die wir als eingetragener Verein brauchen. Wir hatten auch drei Laptops mitgebracht, die Christoph dank seiner Kenntnisse noch fertig installierte (mit Betriebssystem Windows 7). Wie im Oktober angekündigt, hatten wir Erdkabel größerer Stärke mitgebracht, um eine Verbindung zur Main Hall herzustellen, da geplant ist, dort den Computerraum unterzubringen. David, ein ausgebildeter Elektriker vor Ort, wird das Kabel verlegen.
Am nächsten Morgen beluden wir das Auto und machten uns Richtung Gulu (ca. 300 km Fahrt) auf den Weg. David war nun auch dabei, da wir ihn als Unterstützung für all die Elektrik-Arbeiten in Minja brauchten. Auf halber Strecke liegt der Rhino-Park und da unsere Mitreisenden ihn noch nicht besucht hatten, hielten wir dort an. Vor Jahren hatte man dort wieder angefangen, die ausgerotteten Nashörner durch eine kleine Anzahl von Importen erneut anzusiedeln. Das eingezäunte Gelände ist riesig (70 qkm) und man kann sich nur in Begleitung von Rangern den Nashörnern bis auf wenige Meter nähern. Langsam wächst die Population wieder…
Noch vor Einbruch der Dunkelheit erreichten wir unser Hotel in Gulu. Einige der Hotelmitarbeiter kannten uns und so wurden wir sehr freundlich begrüßt und empfangen. Viel Zeit blieb nicht, denn am Abend waren wir von Michael und seiner Frau Harriet zum Essen bei ihnen zu Hause eingeladen. Ein wirklich köstliches Mahl, gerade auch weil es eingebettet war in die afrikanische Tradition der Gastfreundschaft, besonders Besuchern gegenüber. Ein unvergessliches Erlebnis für uns alle!
Am nächsten Morgen ging es nach Minja und damit waren 30 km Fahrtstrecke über die Sandpiste zu bewältigen. Man kann diese Strecke in drei Teilbereiche aufteilen: Die ersten zwei waren in gutem Zustand aber das letzte Stück war genauso schlecht zu befahren wie im Oktober: Ein ständiges Ausweichen der Stellen, an denen der Regen den Sand ausgespült und tiefe Löcher bzw. Rillen hinterlassen hatte. An der Schule angekommen, wurden wir warmherzig durch die schon anwesenden ca. 150 Kinder, Lehrer und Mitarbeiter erwartet. Während wir mit dem Auto auf das Schulgelände fuhren, bildeten sie rechts und links ein Spalier, um sich danach aufzustellen und uns mit mehreren Liedern in Englisch und ihrer eigenen Sprache zu begrüßen. Es war herzergreifend und so manche Träne über diesen rührenden Empfang kullerte über unsere Wangen.
Im Anschluss daran war Arbeit angesagt. Wir hatten im Oktober zugesagt, für die Elektrifizierung der Main Hall LED-Lampen und alles benötigte Zubehör mitzubringen, damit die Halle mit einer Fläche von 30 x 20 m voll ausgeleuchtet werden kann. Ein Berliner Unternehmen spendete uns für diesen Zweck dankenswerter Weise LED -Lampen im Wert von mehreren tausend Euro! Wir bildeten zwei Teams und es ging los: Wolfgang und Christoph montierten den mitgebrachten Sicherungskasten, verlegten 70 m Erdkabel größerer Stärke und schlossen dieses im Office der Schule ans bestehende Stromnetz an. Danach folgte die Montage der Lichtschalter als Kreuzschaltung im Bereich der drei Türen durch die die Main Hall betreten werden kann. Dann kam die Verlegung der Kabelstränge unterhalb des Daches. Heinz und die anderen kümmerten sich um die Montage und Befestigung der LED-Lampen in der Holzkonstruktion, die das Dach trägt. Kein leichtes Unterfangen, da die Montagehöhe bei 3,50 Meter lag. Außerdem sollten die Lampen im Raum so verteilt werden, dass die große Halle bei Bedarf gut ausgeleuchtet ist. David, der Elektriker war uns hier eine große Hilfe.
Draußen wurde es immer dunkler und eigentlich wollten wir so früh starten, dass wir noch vor Einbruch der Dunkelheit im Hotel ankommen. Daraus wurde nichts. Nachdem schaltungstechnisch alles angeschlossen war, kam der spannende Moment: „Es werde Licht!“ Alles funktionierte, KEIN FEHLER und ein Teil der Halle war nun beleuchtet! Wir waren allerdings auch mit unseren Kräften am Ende.
Nun ging es zurück und da wir vor uns noch zwei große Baustellenfahrzeuge auf der Sandpiste hatten, die sehr langsam fuhren, dauerte die Rückfahrt nach Gulu gut 2 Stunden. Glücklich darüber, dass unterwegs nichts passiert war, erreichten wir erschöpft das Hotel.
Am nächsten Tag fuhren wir wieder frühmorgens nach Minja. Harriet hatte für diesen Tag eine eintägige Konferenz des von ihr gegründeten Projektes ViWA (Virtuous Women Association, deutsch: Verein tugendhafter Frauen) einberufen. Es geht um die Vergabe von Mikrokrediten nur an Frauen und läuft außerhalb der Federführung von L-A-P. Mit ausschlaggebend für diesen Projektstart war die hohe Anzahl von Selbstmorden unter den Frauen in Nord-Uganda. Nun sind sie eingebunden in feste, sich regelmäßig treffende Gruppen, um über ihre Erfolge und Sorgen miteinander ins Gespräch zu kommen. Bis aber alle eintrafen, blieb uns noch genügend Zeit, um die vom Vortag noch ausstehenden Montagearbeiten in der Main Hall abzuschließen. Die weiter führenden Arbeiten an der Elektrik wird David übernehmen.
Mit der Beleuchtung wird sich auch die Funktion der Main Hall erweitern. Nun können die Kinder ihre Mahlzeiten in der Halle einnehmen und müssen nicht mehr auf dem Schulgelände außerhalb der Klassenräume sitzen, um zu essen, was gerade in der Regenzeit von großem Vorteil ist. Noch nicht ausreichend, aber vorhanden sind schon wenige Tische und Bänke.
Am frühen Nachmittag begann die Konferenz, zu der ca. 500 Personen aus nah und fern eintrafen. Heinz hielt einen längeren Vortrag zum Thema Vergebung, den die Frauen mit großem Interesse aufnahmen, gerade auch als Leidtragende des Bürgerkriegs. Die einzelnen Gesprächsgruppen stellten sich vor, sangen Lieder und führten in Form von kleinen Theaterstücken ihre ganz eigene Lebensgeschichte vor. Es war von Harriet eine logistische Meisterleistung, diesen Tag zu organisieren und auch alle Anwesenden mit Essen zu versorgen. Wir empfanden, dass das ganze eher einem Festival als einer Konferenz glich. Am Abend ging es zurück nach Gulu ins Hotel.
Am nächsten Tag, ein Sonntag, waren wir eingeladen, am Gottesdienst der Gemeinde teilzunehmen, die Michael in Gulu leitet – natürlich mit anschließendem Essen. Die Gemeinde, die nun seit 6 Jahren existiert, hat das Gebäude nun verputzt und einen Boden eingezogen. Auch hier sprach Heinz zu den Anwesenden und es ist immer eine Freude zu hören und zu sehen, wie er die Herzen der Menschen durch seine Worte erreicht.
Am Nachmittag waren wir noch in Gulu unterwegs und besuchten die Markthalle, in der es wirklich alles zu kaufen gibt, was so ein afrikanischer Haushalt zum Leben braucht. Es ist immer wieder interessant zu sehen, wie hier gehandelt wird. Für uns Europäer wirkt das alles sehr befremdlich. (Im Bild Fische.)
Am Abend hatten wir noch ein kurzes Meeting mit Michael und Harriet in unserem Hotel über unsere gewonnenen Eindrücke und natürlich auch über die weitere Unterstützung.
Am Montagmorgen hieß es für Heinz, Wolfgang und Uli zu packen und zurück nach Entebbe zu fahren, denn in der Nacht ging unser Flieger zurück zu unseren Familien. Christoph und seine Frau Susanne übergaben wir an einen Reiseveranstalter; denn sie hatten noch eine über 2 Wochen gehende Besuchsreise durch Uganda gebucht, der „Perle Afrikas“.
Die Fahrt zurück verlief reibungslos. Es erfolgte noch ein kurzer Stopp bei der Schule in Bombo, wo zwar der Schulbetrieb in vollem Gange war, aber vom Bildungsministerium immer noch keine Lizenz vorlag. Zusätzlich wurde auch der Lehrplan geändert, so dass die Lehrkräfte noch gar nicht wissen, welchen Stoff sie unterrichten müssen. Dann fuhren wir weiter zum Handwerkermarkt in Kampala, wo wir inzwischen schon bekannt sind. Trotzdem mussten wir wieder hart verhandeln beim Erwerb afrikanischer Kunst, die wir hier in Deutschland zum Verkauf anbieten und den Erlös dann den Schulen zukommen lassen.
Kurz vor dem Flughafen Entebbe gab es noch ein Abschiedsessen, die Übergabe des Autos an den Vermieter und dann ging es zum Flughafen. Nachdem das Gepäck aufgegeben war und wir die Ausreisekontrollen passiert hatten, verbrachten wir noch einige Zeit, bis das Gate offen war. Dann bestiegen wir den Flieger, um über Brüssel und dann Berlin bzw. Frankfurt Main wieder nach Hause zu reisen.
Wolfgang Bienert
2. Vorsitzender L-A-P e.V.
Im Februar 2020
P.S.: Die Kosten der Reise wurden – wie immer – privat getragen.